70er-nicht-70er Kleid
Hmmm, diese Challenge ist für mich wahrlich eine CHALLENGE. Die Mode der 70er ist überhaupt nicht mein Ding. Das meiste was ich von den 70ern weiss, kommt von der TV-Show „That 70’s Show“ 🤦🏼♀️ (die 1998 bis 2006 produziert wurde).
Was ich besser kenne von den 70ern ist die Frauenbewegung — die sogenannte 2. Welle (second wave of feminism).
Die Frauenrechtbewegung in den 70ern zeigt auf, wie rückständig das Leben in den dieser Zeit für Frauen (und gewisse Minderheiten) war. Unvorstellbar, was Frauen in den 70er Jahren alles nicht durften:
- Abstimmung/Wahlen teilnehmen — erst 1971 durften Frauen in der Schweiz wähen gehen! (und im Appenzell I.R., waren Kantonalwahlen sogar erst ab 1991 für Frauen möglich! what the heck?!)
- Mutterschutz/Elternschutz
- legal Abtreiben
- Kreditkarte beantragen ohne die Unterschrift eines Mannes (in den USA jedenfalls bis 1974)
- freier Zugang zu Verhütungsmitteln
Hier ein Blogpost zum Thema.
Für mein 70er-inspiriertes Kleid wollte ich 3 Dinge verbinden: eine unkomplizierte Form und Spitzeneinsätze und aufgenähte Bordüren. Ich muss zugeben, nur eins davon ist mir gelungen – und auch das nur so halb.
so 70er: eine unkomplizierte Passform
Die unkomplizierte Form bedeutet meist auch, dass das Kleid nicht zwingend passgenau ist, sondern ein wenig mehr Raum erhält = und als ich ein Probestück dazu genäht habe, musste ich feststellen, dass mir diese loosy-goosy Schnittform einfach nicht gefällt.
Ich fühle mich auch nicht wirklich wohl darin, will immer irgendwo mit einem Gürtel was enger schnallen oder zusammenstecken. Ich weiss auch woran das liegt: mit ein bisschen mehr Oberweite fällt der Stoff meist sehr viel weiter über die Brust herab und gibt mir eine Schachtel-Figur. Was bei etwas mehr flachbusigen Frauen wunderschön feminin wirkt, sieht bei mir einfach nicht so gut aus. Das ist meine persönliche Meinung, und wer weiss, vieleicht ändert sich ja später auch wieder. Diese Challenge hat mich aber noch nicht vom Gegenteil überzeugen können. Deshlab ist mein Kleid jetzt eher eng anliegend um Brust und Taille – und ich liebe es!
so 70er: Spitzenstoffe
Bei den Spitzeneinsätzen war ich erfolgreicher. Ich liebe es, Spitzenstoffe mit in Kleidungsstücke einzubauen – und für mein 70-er Kleid wollte ich umbedingt flattrige Ärmel aus Spitzenstoff und unten am Rock eine oder zwei Reihen Spitzenstoff.
Für die Ärmel habe ich übrigens einfach mein Standard-Muster für Jersey-Oberteile genommen und in der Mitte aufgeschnitten bis knapp vor Schulterkuppel, die beiden Schnitteile ausenandergezogen: Das Resultat passt perfekt, finde ich. Was meint ihr dazu?
so 70er: Bordüren
Das mit der Bordüre hat nicht geklappt: als ich das Kleid halb fertig hatte, hab ich es probiert, die Bordüre aufgesteckt und SOFORT wieder abgenommen: es entsprach überhaupt nicht meinen Vorstellungen. Sowohl die Farbwahl der Bordüre, als auch den Ort, wo ich die Bordüre annähen wollte passte nicht. Vielleicht ein anders Mal.
Ich bin jedenfalls happy mit meinem nicht-so-sehr-70er Kleid mit enger Passform und ohne Bordüre 😂 Habe es bereits ein paar Mal ausgeführt (ist ein super Brunch-Outfit!) und es fühlt sich super an!
Ausserdem habe ich mir vorgenommen das Kleid nächstes Jahr an den Frauenmarsch zu tragen 💪🏽💃🏾 denn der Kampf der Gleichstellung, der in den 70er Jahren in die 2. Welle ging, ist noch lange nicht vorüber!